Billiger Demagnetizer

Posted on Fr 16 September 2022 in Computer & Electronics

Neulich habe ich mal wieder ein bisschen SMD gelötet. Das hat, wie immer, überhaupt keinen Spaß gemacht! Die Bauteile sind so klein, dass man sie versehentlich einatmen kann und ohne Lupenbrille und Mikro-Pinzette geht garnix. Auch wollen sich die dummen Teile gerne mal allein durch die Oberflächenspannung des Lötzinns senkrecht aufstellen, was absolut nicht im Sinne des Erfinders ist.

Und als wäre das nicht genug der Pein, war auch noch die Pinzette leicht magnetisiert, so dass man manche Bauteile garnicht richtig loslassen konnte. Grrrrrrr!

Um dem Abhilfe zu schaffen, habe ich so ein einfaches De-/Magnetisier-Tool aus der Schublade gekramt, aber ich konnte mit meiner Pinzette in der Öffnung herumstochern wie ich wollte, so richtig wegbekommen habe ich die Magnetisierung nicht. Das fand ich sehr verdrießlich.

Technology to the rescue

Also dachte ich mir ich brauche so einen elektrischen Entmagnetiserer. Die bestehen im Wesentlichen aus einem einfachen Elektromagneten, der sich dann mit Netzfrequenz um-magnetisiert. Könnte man selber bauen, aber Die Dinger werden echt billig im Netz angeboten und so habe ich einfach einen gekauft.

Schon beim auspacken fiel mir jedoch auf, dass da irgendwas lose im Gehäuse rumfliegt und klappert. Nicht gut. Kurz überlegte ich das Ding einfach zurück zu schicken, aber dann siegte die Neugier und ich habe es aufgeschraubt. Zum Vorschein kam dies:

Ich wollte das Gehäuse schon wieder schließen, als ich nicht umhin konnte mir auch den Rest des Innenlebens anzuschauen. Und konnte es kaum fassen:

WTF? Keine Platine, keine Isolation der spannungsführenden Leitungen, keine Zugentlastung am Kabel, keine irgendwie geartete Befestigung, einfach frei verdrahtet. Und das mit Crimp-Schuhen. Wer in aller Welt macht sowas??? Chinesische Qualitätsproduktion vom Feinsten.

Das kann auch ganz schnell mal lebensgefährlich werden: Wenn sich z.B. das Beinchen der LED beim Schließen des Gehäuses ein wenig nach unten biegt kann es Kontakt mit dem Metall des Tasters bekommen und schon haben wir 230V außen am Taster. Toll, nicht?

Da kommen Zweifel auf, ob das CE-Mark auf irgendwelchen Grundlagen beruht. Vermutlich China Export.

Auch hätte sich der Hersteller schon die Mühe machen können, den Aufkleber an den Europäischen Markt anzupassen, denn 60Hz gibt's nur bei den Amis, hier haben wir 50Hz.

Brauchbar machen

Bevor ich das Ding in Betrieb nehme, werde ich erstmal ein bisschen nacharbeiten, um es einigermaßen betriebssicher zu machen:

  1. Kabelbinder auf das Netzkabel als Zugentlastung
  2. Das eine Steckerchen am Taster mit Schrumpfschlauch isolieren
  3. Die freie Verkabelung auf eine Streifenrasterplatine verpflanzen
  4. Platine mit etwas Klebstoff im Gehäuse befestigen

Verwendung

Trotz allem sei noch gesagt, dass die Kiste natürlich funktioniert – das tun alle Geräte dieser Machart, egal wie schlecht sie gebaut sind...

Damit die Entmagnetisierung funktioniert, muss das Werkzeug zunächst mal dem alternierenden Magnetfeld ausgesetzt werden. Und dieses sollte dann allmählich schwächer werden bis es schließlich vernachlässigbar ist. Da solche Demagnetizer aber natürlich keine Schaltung enthalten, die das Magnetfeld mit der Zeit abschwächen würde, muss das anders bewerkstelligt werden: Anfangs legt man das Werkzeug einfach auf den Demagnetizer, drückt den Taster und entfernt es dann ganz langsam, bis es vielleicht einen halben Meter weit weg ist. Nun können wir den Taster loslassen.

Und wenn das Werkzeug größer ist kann man es gleichzeitig über dem Demagnetizer hin- und herbewegen, um es in einem Durchgang komplett zu entmagnetisieren. Mit einem kleinen bisschen Übung funktioniert das ganz prima.