Getränkekühlschrank reparieren

Posted on So 19 Februar 2023 in Computer & Electronics

Wie Ihr schon mitgekriegt habt habe ich das Haus mit Smartplugs gepflastert, die sich nicht nur fernschalten lassen, sondern auch den Energieverbrauch messen. Leider hat kurz danach unser Getränkekühlschrank den Geist aufgegeben und ich bin nun in familiärer Erklärungsnot, dass das bestimmt nix mit meinem Smartplug zu tun hatte. Vor allem aber muss ich zur Rettung meiner Bastlerehre das Ding wieder zum laufen bringen.

Fehlerbild

Sehr einfach: nix geht mehr. Kein Geräusch, kein Kühlen, kein Licht, kein LED-Glimmen. Das hat zwar den Vorteil, dass er nun wirklich viel Energie spart, aber es hat keine Begeisterung ausgelöst. Auf der positiv-Seite würde ich verbuchen, dass also mit hoher Wahrscheinlichkeit das Netzteil im Eimer ist. Und das sollte man doch reparieren können...

Zuerst also den Kühlschrank ausräumen und umdrehen, denn ich vermute die entsprechende Platine hinten. Einmal am Stromkabel entlanghangeln, ein paar Schrauben lösen, Plastikabdeckung abnehmen und schon haben wir die Platine in der Hand:

Die Platine trägt die Bezeichnung PCB110729M1 und kann offenbar unterschiedlich bestückt werden, was dann jeweils das Modell hanny10-12B oder hanny10-12C ergibt – letzteres in meinem Fall. Unten links erkennt man einen dicken ELKO und einen kleineren daneben. Nicht so wirklich zu sehen ist, dass da eine Menge weißer Klebekram dran ist unter dem man dann vier Gleichrichterdioden findet. Etwas weiter rechts gibt es eine verlötete Feinsicherung – die sehr durchgebrannt aussieht.

Bei penibler Inspektion fanden sich an den beiden ELKOS deutliche Schmauchspuren. Offenbar ist wohl mindestens einer davon abgebrannt. Und wenn ich Pech habe hat es die Gleichrichterdioden auch erwischt. Also erstmal alles von diesem Klebekram befreien, auslöten und die Platine putzen. Hier sieht man schön den Rauch an den ELKOs:

Nun die genauen Werte ermitteln:

  • Feinsicherung F1A250V mit Lötanschluss
  • 4x 1N4007 Diode
  • ELKO 47µF 25V
  • ELKO 33µF, 400V

Als nächstes in die Bauteilekiste abtauchen. OK – Ich habe die Dioden und einen 47µF Elko, der 65V aushält. Das ist doch schonmal was. Also Sicherungen und den anderen ELKO bestellen. Die Sicherungen waren als erstes da und so habe ich schonmal alles ersetzt, was da war.

Und nun sieht es auch schon wieder ganz gut aus – fehlt nur noch der dicke ELKO.

Der kam einen Tag später. Meine Elkos sind etwas dicker, als die originalen und so musste ich ein bisschen biegen und tüfteln, um alles unterzubringen. Aber am Ende hat es auf die Platine gepasst:

Ausprobieren

Nun wollen wir es wagen, da mal Strom drauf zu geben. Also erstmal alle Stecker wieder an der richtigen Stelle einstecken. Hatte ich schon erwähnt, dass es eine sehr gute Angewohnheit ist, vor dem Zerlegen ein Photo zu machen?

Dann die Platine in die Halterung einklipsen und die Abdeckung drauf machen. Allen Mut zusammennehmen, Zunge in den Mundwinkel, Luft anhalten langsam bis drei zählen und den Stecker in die Dose. Ich bilde mir ein, dabei eine Art Klicken gehört zu haben, kann mich aber auch irren. Jedenfalls lässt sich der blöde Kühlschrank immer noch nicht einschalten und die anschließende Obduktion ergab, dass erneut die Sicherung durchgebrannt ist. Mist. Immerhin sehen die Elkos etc. immer noch gut aus – keine Schmauchspuren, geblähte Teile oder ähnliches.

Also nochmal die Platine genauer studieren und zudem im Netz recherchieren. Mein nächster heißer Kandidat ist der kleine IC neben den Elkos, die wir schon getauscht hatten. Das ist ein Viper22a SMPS primary switcher, also quasi das Herzstück des Schaltnetzteils. Laut Internet geht sowas gerne mal in Rauch auf und nimmt dabei auch häufiger den Optokoppler (Typ PC817) mit. Netterweise ist beides billig online zu haben und ich habe ein paar davon bestellt.

Zweiter Versuch

Als nächstes also wieder die Sicherung erneuern, IC und Optokoppler tauschen. Dieses mal bin ich weniger forsch und baue nicht gleich alles wieder in den Kühlschrank ein, sondern starte die Platine erstmal auf meinem Basteltisch – zur Sicherheit am Trenntrafo und mit einer 60W Vorschaltbirne zur Strombegrenzung.

Daumen drücken, Luft anhalten und Strom einschalten. OK – die Sicherung hält und es raucht auch nix. Und die Vorschaltbirne ist ebenfalls dunkel geblieben. Das finde ich schonmal gut. Aber funktioniert es auch? Also Spannungen auf der Sekundärseite messen. An den Buchsen für die Lüfter liegen 1,5V an – das scheint etwas wenig, aber die Spannung ist total stabil. Und die größere Buchse liefert, wie auch die Beschriftung nahelegt, 12V. Das klingt eigentlich gut. An diesem Punkt fällt mir jetzt nicht mehr so irre viel ein, das ich "auf dem Trockenen" testen könnte und so schreiten wir zum Härtetest und bauen das Ganze wieder in den Kühlschrank ein.

Und, oh Freude: Die Beleuchtung geht an, er zeigt die aktuelle Temperatur an und der Kompressor läuft:

Und die Temperatur ging dann auch sehr schnell runter. Sehr gut – ich bin der Held der Schaltnetzteilreparatur!

Oder um der Wahrheit die Ehre zu geben: Ich kann ziemlich gut googeln. Und so habe ich viele hervorragende Quellen gefunden, die mein Verständnis von Schaltnetzteilen sowie deren Fehlersuche und Reparatur sehr befördert haben (alle auf Englisch):