Bin ich ein Verbrecher?

Posted on Di 12 April 2022 in Computer & Electronics

Das Internet – schier unendlicher Quell von Wissen, Unterhaltung, Werbung und Betrug. Eine besonders beliebte Form der beiden Letzteren liegt darin, dem potentiellen Opfer eine Email zu schreiben: in der Hoffnung dieses möge den Inhalt lesen und glauben und letztlich irgendwo draufklicken, Kontakt aufnehmen, irgendwas kaufen, einfach so Geld überweisen etc. etc.

Meine erste SPAM Email habe ich irgendwann in den 90er Jahren bekommen. Damals war das was völlig neues und ich war erstmal sehr verwundert, um was es sich da handelte. Heute ist das natürlich ganz normal und der SPAM-Filter ist so selbstverständlich geworden, wie der Regenschirm bei schlechtem Wetter.

Und die Filter funktionieren recht gut – nur wenige unerwünschte Nachrichten schaffen es heute noch bis in mein Postfach. Erfreulicherweise sind die meisten Emails dieser Art sind so schlecht gemacht, dass die paar, die ich von Hand aussortieren muss schon am Betreff eindeutig zu erkennen sind und so ungelesen gelöscht werden können. Ganz selten lese ich sie doch mal – meist vor allem aus einem gewissen Genuss am Abgründigen. Z.B. weil sie so schlecht gemacht sind, dass sie schon wieder Unterhaltungswert haben.

Heute hat mich so ein Exemplar erreicht, dass ich Euch nicht vorenthalten möchte, denn ich fand es recht unterhaltsam.

Es wird ernst!

Geschrieben hat sie laut Absender der brave "Officier Dieter Flick". Die Email selbst ist sehr knapp gehalten. Der liebe Dieter muss ein geplagter Mann sein, denn ganz offenbar arbeitet er unter schwierigen Bedingungen des Schweizer Polizeiapparats, der sich augenscheinlich nicht einmal eine eigene Email Adresse leisten kann. Und so muss der treue Amtmann unter einer @quickline.ch Adresse den Amtsgeschäften nachgehen. Immerhin nimmt Officier Flick den Datenschutz sehr ernst, denn zum Schutze meiner Persönlichkeitsrechte hat er es vermieden die Email direkt an mich zu adressieren und stattdessen ein neutrales Alias Kontrollburo-munchen@alumnidirector.com verwendet. Soviel Umsicht muß gelobt werden.

Officier Flick ist kein Mann vieler Worte und kommt gerne schnell auf den Punkt. Das merkt man schon am Betreff der Email: Betreff: Öffnen der Datei.

Und das wollen wir tun, denn der brave Mann soll sich nicht vergeblich die Mühe gemacht haben.

Die Gewichtigkeit der Angelegenheit wird durch die Tatsache unterstrichen, dass man im Anhang der Email das eigentliche Amtsschreiben im von Behörden favorisierten JPG-Format findet. Auch sei hier auf die inzwischen erreichte europäische Integration der Polizeibehörden hingewiesen, denn unser Schweizer Beamter schreibt im Auftrag der deutschen Bundespolizei – und das auf Antrag von Catherine de Bolle:

Frau de Bolle muss schier übermenschliche Energie haben, denn laut Wikipedia ist sie aktuell die Direktorin von Europol. Zuvor war sie Generalkommissarin der Nationalpolizei des Königreichs Belgien. Und trotz dieser Verpflichtungen findet Sie die Zeit sich mit meinen Fall zu befassen. Respekt! Auch scheint sie dabei mit Maryvonne Caillibotte, Staatsanwältin der Republik Versailles zusammenzuarbeiten. Ich dachte immer, Franzosen und Belgier mögen sich nicht so gerne, aber vielleicht irre ich da. Möglicherweise aber auch nicht – eventuell hat diese polizeipolitische Verwicklung ja auch die Ausrufung der Republik Versailles und die damit verbundene Loslösung von Frankreich maßgeblich befördert?

Das Schreiben selbst ist dann von Michael Rupp, Generaldirektor der Nationalen Gendarmerie unterschrieben. Einer deutschen Bundesbehörde von so großer Bedeutung, dass sie normalerweise im Verborgenen operiert – nur so ist zu erklären, dass ich noch nie von ihr gehört habe.

Ich finde allein das Schreiben ist doch schon ein Krimi in sich! Hier erfahren wir, dass ich die Tat beging, nachdem ich im Internet angegriffen wurde. Wird sich das strafmildernd auswirken? Bin ich gar das Opfer? Und sogleich nimmt die Geschichte eine unerwartete Wendung: Nacktfotos/-videos von Minderjährigen wurden von einem Cyber-Gendarm aufgenommen! Unerhört! Am Ende gar Amtsmissbrauch, um an illegales Video-Material zu kommen? Hat der Cyber-Gendarm damit im Darknet gehandelt?

Doch bevor die Geschichte sich zu diesen Höhepunkten aufschwang gab es eine weniger dramatische Einführung inklusive wertvoller juristischer Belehrungen. Oder wusstet Ihr, dass "Jeder unanständige Mord, der ohne Gewalt oder Drohung gegen die Person oder mit Hilfe der Person eines Kindes beiderlei Geschlechts unter 16 Jahren begangen wird, mit Freiheitsstrafe geahndet wird"?

Da ist eine Textanalyse natürlich Pflicht:

Zunächst wird auf die feine Linie hingewiesen, die den anständigen vom unanständigen Mord unterscheidet. Eine, wie ich finde, sehr feinsinnige Einführung. Auch haben wir hier mitnichten eine plumpe Räuberpistole vor uns, denn es geht um Morde ohne Gewalt oder Drohung gegen die Person. Vielleicht sind hier eher metaphorische Morde gemeint?

Besonders gelungen finde ich aber das subtile Zitat von Luc Bessons Filmkunstwerk Leon der Profi: Wer fühlt sich vom Text nicht sofort an Léon (Jean Reno) und Mathilda (Natalie Portman) erinnert – in der fesselnden Szene in der Léon Mathilda in die Kunst des Auftragsmordens einführt und Ihr väterlich beibringt, immer einen zweiten Sicherheitsschuss ins Herz anzuschließen und darauf zu achten, nicht ins Gesicht zu schießen, damit das Opfer identifizierbar bleibt. Nichts anderes will uns Herr Rupp sagen, wenn er schreibt "Mord [...] mit Hilfe eines Kindes [...]"! Aber auch Freunde moderner Geschlechterbilder werden angesprochen, denn ausdrücklich ist hier die Rede von "einem Kind beiderlei Geschlechts" – ein Zwitter also.

Aber trotz aller Brillanz des Textes sind dem Autor leider auch ein paar handwerkliche Fehler vorzuwerfen die den Genuß trüben. So kennt das deutsche Strafgesetzbuch keinen Paragraphen 372 und in §390, Absatz 1 der Strafprozessordnung geht es weder um Vorladungen durch Kriminalpolizisten, noch um die Verschärfung der Strafe bei sexuellen Übergriffen und Vergewaltigungen im Internet, sondern ganz langweilig um Rechtsmittel des Privatklägers. Auch bleibt offen, wie eine rein digitale Vergewaltigung so konkret ablaufen würde.

Ausblick

Ich werde jetzt erstmal meinen alten Freund Ben Matlock anrufen und fragen, ob er meine Verteidigung übernehmen würde.

Also Ganoven unserer Zeit: seid auf der Hut, denn der lange Arm des Gesetzes schläft nicht und wird auch Euch erreichen...

Update

Nach eingehender Konsultation mit Ben Matlock riet mir dieser, zunächst selbst auf die Anschuldigungen zu antworten, was ich natürlich getan habe:

Bitte lesen Sie meine Antwort.

Dokument, das an Ihre Datei angehängt ist.

MfG
Dr. Kunibert von Socken und Sinnen

On Mon, Apr 11, 2022 at 02:59:13PM +0000, Officier - Dieter Flick wrote:

Bitte lesen Sie Ihre Vorladung.

-Dokument, das an Ihre Datei angehängt ist

Herzliche Grüße .

Dieter Flick

--
Dr. Kunibald von Socken und Sinnen
Simpelweg 7
29693 Hodenhagen

Der Anhang (natürlich jpg) enthält die eigentliche Mitteilung:

Nehmt dies – ihr Schurken. Mal sehen, was zurück kommt. Ich halte Euch auf dem Laufenden.

Update 2022-04-13

Ihr werdet es kaum glauben – die haben echt geantwortet!

ZU DEINER AUFMERKSAMKEIT ,

Wir bestätigen den Empfang Ihrer E-Mail.

Laut den gegen Sie empfangenen Internet-Datenströmen wurde eine Straftat begangen.

Unsere Hauptaufgabe besteht darin, zu schützen und zu sanktionieren, wenn in unserem Tätigkeitsbereich eine Straftat begangen wird.

In diesem Fall werden wir Sie einem Artikel der Justiz unterwerfen, der es Ihnen ermöglichen könnte, sich zu äußern, ohne diese Angelegenheit öffentlich zu machen und ohne Ihren Beruf oder Ihren Ruf zu gefährden. Wir stellen Ihnen folgende Fälle vor:

1- GERICHTSVERFAHREN: Herrn Marcus PAINTINGER, Staatsanwalt der Republik München, wird innerhalb von 72 Stunden von unseren Dienststellen beschlagnahmt. Der Fall wird öffentlich gemacht, um dadurch andere abzuschrecken, die diese Taten im Internet haben. Sie riskieren bis zu 5 Jahre Gefängnis.

2- GÜTLICHE EINIGUNG: Der Fall wird mit den französischen Justizbehörden behandelt und wir, Sie müssen eine feste Geldstrafe von 4.978 € (Viertausendneunhundertachtundsiebzig Euro) zahlen, die von der nationalen Gesetzgebung zu diesem Zweck vorgesehen ist. Sie werden auch in einer Überwachungsfrist von 6 Monaten ausgesetzt sein und im Falle eines Rückfalls werden wir die Justiz ergreifen.

Bitte antworten Sie uns, um das entsprechende Verfahren entsprechend der von Ihnen gewählten Option aus den beiden oben genannten Optionen einzuleiten, andernfalls wird das Gerichtsverfahren eingeleitet.

Ps.Bilanz / EUROPOL

https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/alle-meldungen/gemeinsam-gegen-sexuelle-ausbeutung-von-kindern-im-internet-89392

Herzliche Grüße,

Mr. Michael RUPP,

Polizeidirektor


BUNDESPOLIZEIINSPEKTION MÜNCHEN

Diesmal kein jpg – nehmen die die Sache vielleicht nicht mehr so ernst?

Der Text ist natürlich wieder reines Gold! Aber es gibt noch andere spannende Details. Z.B. ist diesmal der Absender Kontrollburo-munchen@alumnidirector.com. Hier die Email header:

Return-Path: <Kontrollburo-munchen@alumnidirector.com>
Authentication-Results: kundenserver.de; dkim=pass header.i=@mail.com
Received: from mout.gmx.com ([74.208.4.200]) by mx.kundenserver.de (mxeue010
        [212.227.15.41]) with ESMTPS (Nemesis) id 1MUo4n-1nW7hn2RGb-00Qj2O for
        <kunibald.von-socken-und-sinnen@techbotch.org>; Wed, 13 Apr 2022 09:50:30
        +0200
DKIM-Signature: v=1; a=rsa-sha256; c=relaxed/simple; d=mail.com;
        s=dbd5af2cbaf7; t=1649836229;
        bh=xAMzgJRoySXc3Qb7UdVLZM1WO70nxdKpQ92RhPf2KlY=;
        h=X-UI-Sender-Class:From:To:Subject:Date;
        b=7Is2t3EmqfuqZQ6yI0U5PKF2Y99RFH+JaXR9hOzEY9zhJbTCI/jLigxQPFeseEjzM
        YLQTYnXGAnCUznIjsLfx64HMPw00eRsSaclAvu7b/a4Ovj7fNsAiks92K8EYTBN0Rz
        IgLMr5hwJ31Biea7sMA47ecPwB5jVrgTH3Q4dalQ=
X-UI-Sender-Class: 214d933f-fd2f-45c7-a636-f5d79ae31a79
Received: from [2.58.241.134] ([2.58.241.134]) by web-mail.mail.com
        (3c-app-mailcom-lxa07.server.lan [10.76.45.8]) (via HTTP); Wed, 13 Apr 2022
        09:50:29 +0200
MIME-Version: 1.0

Nach den Timestamps scheint die email über mail.com an gmx.com zu mir geleitet worden zu sein. Allerdings schreiben SPAM Mailer gerne mal gefälschte header dazu. Die IP Adresse des vermeintlichen mail.com servers ist in Taiwan verortet, die des GMX hosts in Deutschland.

Unter www.alumnidirector.com bekommt man nur eine leere weiße Seite. Bei der Recherche im Netz findet mal auch die Aussage, alumndirector.com sei ein disposable Email Service. Das würde ja gut passen, allerdings findet man keine Seite, um sich dort zu registrieren oder sowas. Vielleicht weiß whois ja mehr:

❯ whois alumnidirector.com
[...]
Domain Name: alumnidirector.com
Registry Domain ID: 3082525_DOMAIN_COM-VRSN
Registrar WHOIS Server: whois.register.com
Registrar URL: http://www.register.com
Updated Date: 2019-02-07T20:35:14Z
Creation Date: 1997-08-22T04:00:00Z
Registrar Registration Expiration Date: 2022-08-21T04:00:00Z
Registrar: Register.com, Inc.
Registrar IANA ID: 9
Reseller: 
Domain Status: clientTransferProhibited http://icann.org/epp#clientTransferProhibited
Registry Registrant ID: 
Registrant Name: ATTN Domain Inquiries
Registrant Organization: World Media Group
Registrant Street: 90 Washington Valley Rd. #1128
Registrant City: Bedminster
Registrant State/Province: NJ
Registrant Postal Code: 07921
Registrant Country: US
Registrant Phone: +1.9089982344
Registrant Phone Ext: 
Registrant Fax: 
Registrant Fax Ext: 
Registrant Email: domains@world.com
Registry Admin ID: 
Admin Name: ATTN Domain Inquiries
Admin Organization: World Media Group
Admin Street: 90 Washington Valley Rd. #1128
Admin City: Bedminster
Admin State/Province: NJ
Admin Postal Code: 07921
Admin Country: US
Admin Phone: +1.9089982344
Admin Phone Ext: 
Admin Fax: 
Admin Fax Ext: 
Admin Email: domains@world.com
Registry Tech ID: 
Tech Name: ATTN Domain Inquiries
Tech Organization: World Media Group
Tech Street: 90 Washington Valley Rd. #1128
Tech City: Bedminster
Tech State/Province: NJ
Tech Postal Code: 07921
Tech Country: US
Tech Phone: +1.9089982344
Tech Phone Ext: 
Tech Fax: 
Tech Fax Ext: 
Tech Email: domains@world.com
Name Server: pdns1.ultradns.net
Name Server: pdns4.ultradns.org
Name Server: pdns2.ultradns.net
Name Server: pdns3.ultradns.org
DNSSEC: Unsigned
Registrar Abuse Contact Email: domain.operations@web.com
Registrar Abuse Contact Phone: +1.8777228662

Hm. Wenig erhellend.

Als nächstes fühlen wir doch mal dem Server etwas auf den Zahn:

❯ sudo nmap -O alumnidirector.com > nmap.txt
Starting Nmap 7.80 ( https://nmap.org ) at 2022-04-13 21:12 CEST
Nmap scan report for alumnidirector.com (35.186.238.101)
Host is up (0.015s latency).
rDNS record for 35.186.238.101: 101.238.186.35.bc.googleusercontent.com
Not shown: 962 filtered ports
PORT      STATE SERVICE
25/tcp    open  smtp
43/tcp    open  whois
80/tcp    open  http
83/tcp    open  mit-ml-dev
84/tcp    open  ctf
85/tcp    open  mit-ml-dev
89/tcp    open  su-mit-tg
110/tcp   open  pop3
143/tcp   open  imap
443/tcp   open  https
465/tcp   open  smtps
587/tcp   open  submission
700/tcp   open  epp
993/tcp   open  imaps
995/tcp   open  pop3s
1084/tcp  open  ansoft-lm-2
1085/tcp  open  webobjects
1089/tcp  open  ff-annunc
1443/tcp  open  ies-lm
1935/tcp  open  rtmp
3389/tcp  open  ms-wbt-server
5222/tcp  open  xmpp-client
5432/tcp  open  postgresql
5900/tcp  open  vnc
5901/tcp  open  vnc-1
5999/tcp  open  ncd-conf
8080/tcp  open  http-proxy
8081/tcp  open  blackice-icecap
8085/tcp  open  unknown
8086/tcp  open  d-s-n
8088/tcp  open  radan-http
8089/tcp  open  unknown
8090/tcp  open  opsmessaging
8099/tcp  open  unknown
9100/tcp  open  jetdirect
9200/tcp  open  wap-wsp
20000/tcp open  dnp
30000/tcp open  ndmps
Warning: OSScan results may be unreliable because we could not find at least 1 open and 1 closed port
OS fingerprint not ideal because: Missing a closed TCP port so results incomplete
No OS matches for host
Network Distance: 7 hops

OS detection performed. Please report any incorrect results at https://nmap.org/submit/ .
Nmap done: 1 IP address (1 host up) scanned in 21.49 seconds

Uiii – da sind aber vieeele Ports offen! Was'n da los? Komisch auch, dass nmap das OS nicht identifizieren konnte. Die scheinbar offenen ports sind größtenteils auch nicht sehr gesprächig. Jedenfalls wollen sie nicht so einfach per telnet mit mir reden:

❯ telnet alumnidirector.com 1443
Trying 35.186.238.101...
Connected to alumnidirector.com.
Escape character is '^]'.
Connection closed by foreign host.

Ein Port hat meine Aufmerksamkeit aber besonders auf sich gezogen: 9100/tcp open jetdirect. Das könnte bedeuten, dass wir auf deren Drucker zugreifen können.

Nach diesem kleinen technischen Exkurs ist es aber an der Zeit, die Herren mit einer Antwort zu würdigen um nicht den Schwung zu verlieren:

Sehr geehrter Herr Rupp,

Nach Rücksprache mit meinem Advokaten, würde ich natürlich eine diskrete Regelung im Sinne einer gütlichen Einigung anstreben. Um die notwendigen administrativen Schritte einleiten zu können benötige ich hierzu die üblichen Dokumente:

  1. Eine Kopie Ihres Personalausweises
  2. Die vom Konsul der Republik München gegengezeichnete polizeiliche Diensturkunde
  3. Die Bankverbindung des Polizeireviers

Ich bin sicher, Sie können mir hier problemlos weiterhelfen, so dass die Sache schnell aus der Welt geschafft werden kann.

hochachtungsvoll

Dr. Kunibald von Socken und Sinnen

Fortsetzung folgt.

Update 2022-04-14

Meine Brieffreunde haben sich wieder gemeldet.

Wir bestätigen den Eingang Ihrer Bereitschaft, diesen Streit mit Option 2 gütlich beizulegen.

Sie haben von uns, lieber Herr, nichts zu verlangen, Sie sind auch nicht verpflichtet, sich für die gütliche Einigung zu entscheiden. Sie haben zwei Möglichkeiten, wenn Sie wissen, dass Sie nicht einbrechen, dann haben Sie die Wahl, sich für das rechtliche Verfahren zu entscheiden. Sie haben nicht das Recht, mich nach meinen persönlichen Daten zu fragen, geschweige denn nach Polizeidokumenten.

Zur Erinnerung:

2 - GÜTLICHE EINIGUNG: Der Fall wird mit den Justizbehörden, Deutschland und unseren Büros behandelt. Sie müssen eine feste Geldstrafe in Höhe von 4.978 € ( viertausendneunhundertachtundsiebzig Euro) zahlen, die in den nationalen Rechtsvorschriften zu diesem Zweck vorgesehen ist. Sie werden auch in einer Überwachungsphase für 6 Monate ausgesetzt sein und im Falle eines Rückfalls werden wir die Justiz ergreifen. Sobald die Geldstrafe bezahlt wurde, schließen wir die Datei und geben Ihnen ein Formular zum Ausfüllen.

Sie haben eine Straftat begangen, die strafrechtlich mit einer Freiheitsstrafe geahndet werden kann, so dass Sie, um Ihre Situation zu regeln, die Geldstrafe in Höhe von 4.978 € (viertausendneunhundertachtundsiebzig Euro) zahlen müssen, die in der nationalen Gesetzgebung zu diesem Zweck vorgesehen ist. Finden Sie so schnell wie möglich die RIB, auf der die Regularisierung vorgenommen werden muss.

RIB (Bankverbindung) GENERALDIREKTION DES FINANZMINISTERIUMS

Kontoname (Schatzmeister) : JEDEMI LENGO PATHI
IBAN : DE42 1101 0101 5384 6101 93
BIC : SOBKDEB2XXX

Grund für die Übertragung: Datei : Ordner : réf Sendung:61133479

Bitte lesen Sie das auszufüllende Dokument und senden Sie es nicht an uns zurück.

P-s: Sobald die Überweisung erfolgt ist, senden Sie uns bitte eine gescannte Kopie des Überweisungsauftrags zur Bestätigung.

Mr. Michael RUPP,
Polizeidirektor
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BUNDESPOLIZEIINSPEKTION MÜNCHEN

Also ich finde, die könnten schon ein bisschen mehr auf meine Bitten eingehen, zumal diese natürlich ganz klar in den Gesetzen der Republik München festgeschrieben sind.

Außerdem hat die Email noch ein Formular im Anhang, das ich ausfüllen, aber nicht zurückschicken soll??? Immerhin räumt es mir die Urheberrechte an der Tat ein. Das ist doch schonmal was.

Sehr geehrter Herr Rupp,

In Ihrer Nachricht sagen Sie "Sie haben von uns, lieber Herr, nichts zu verlangen" – das ist nicht korrekt. Ich darf diesbezüglich Artikel 6 des Gesetzes über die Aufgaben und Befugnisse der Bayerischen Polizei (Polizeiaufgabengesetz – PAG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 14. September 1990 zitieren:

Auf Verlangen des von einer Maßnahme Betroffenen hat der Polizeibeamte sich auszuweisen.

D.h. ich bin gesetzlich berechtigt, die Ausweiskopie einzufordern.

Weiterhin bin ich auch berechtigt, die von mir angeforderte polizeiliche Diensturkunde anzufordern. §47 des Deutschen Polizeibürokratieaufgabenverfolgungsgesetzes sagt hier eindeutig:

(2) liegt gegen einen Beschuldigten ein imaginiertes Verfahren wegen steuerlicher, sexueller oder verkehrspolizeilicher Vergehen vor, ist die ermittelnde Stelle verpflichtet, dem Beschuldigten die Schwere der Sache durch Übersendung einer vom zuständigen Konsul gegengezeichnete polizeiliche Diensturkunde zu bestätigen.

Ich muss daher auf die Übersendung dieser Dokumente bestehen, da es mir sonst nicht möglich ist, das von Ihnen geforderte Bußgeld zu bezahlen.

Hochachtungsvoll

Dr. Kunibald von Socken und Sinnen

Mal sehen, was sie dazu sagen. In der Zwischenzeit befassen wir uns mal mit der Bankverbindung. Ich war sehr überrascht, eine deutsche IBAN zu bekommen. Ich hatte erwartet, dass sie mir sagen ich solle den Betrag mit Western Union nach Albanien schicken, oder auf ein Konto im Kongo überweisen, oder sowas. Eine Bank ist nicht angegeben, also recherchieren wir doch mal die BIC. Die gehört der Solarisbank AG in Berlin – nie gehört.

Die Homepage dieser Bank sagt "Bauen Sie Ihre eigenen Banking-Produkte mit uns Unsere Banking-as-a-Service-Plattform hat alles was Sie brauchen, um Ihre eigenen Banking-Produkte zu bauen." – hm. Also keine so ganz richtige Bank, sondern scheinbar eines dieser zwielichtigen "Fintech" Startups?

Wikipedia sagt:

Die Bank wurde im März 2016 vom deutschen Fintech-Unternehmen FinLeap[3] sowie Marko Wenthin und Andreas Bittner gegründet

[...]

Am 25. Januar 2022 hat die Bafin eine Sonderprüfung durch PwC angeordnet. Grund dafür sei eine bankaufsichtliche Prüfung aus dem Jahr 2020, in der Mängel in der Compliance festgestellt wurden.

Klingt jetzt nicht gut. Trustpilot findet sie auch nicht so toll:

Und auch dieser Artikel in der Wirtschaftswoche passt in Bild.

Aber ganz eigentlich hatte ich mich auf den Ausweis gefreut. Also Daumen drücken...

Update 2022-04-15

Irgendwie sind die nicht sehr einsichtig:

Wir bestätigen den Empfang Ihrer E-Mail.

Nach der Verweigerung der Zusammenarbeit sind wir verpflichtet, das rechtliche Verfahren einzuleiten, so dass Sie in unsere Räumlichkeiten geladen werden, der Fall veröffentlicht und an die Medien geschickt wird, damit die öffentliche Meinung weiß, was Ihnen vorgeworfen wird. Alle Beweise werden offengelegt (Nacktfotos, Gespräche, besuchte Websites usw.).

Wir haben Ihnen die Möglichkeit gegeben, die Angelegenheit gütlich zu regeln, aber Sie haben unsere E-Mail nicht positiv beantwortet. Innerhalb von 72 Stunden kommen die Gendarmerie-Dienste zu Ihnen nach Hause und bringen Sie an Bord.

Herzliche Grüße

Immerhin wollen sie mich an Bord bringen – eine Kreuzfahrt vielleicht? Wie auch immer – einen Versuch mache ich noch und versuche die angeknackste Email-Beziehung zu kitten:

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich bin ein wenig verwundert über Ihre Antwort, denn ich hatte in unserer Konversation den Eindruck gewonnen, dass Sie das Geld ganz gerne hätten. Ich finde, da könnten Sie sich schon die Mühe machen, die beiden Dokumente zu schicken...

Außerdem finde ich dass meine bisherigen Emails schon ausgesprochen positiv waren. Aber ich verspreche mir Mühe zu geben und zukünftig mehr Enthusiasmus an den Tag zu legen. Als Zeichen meines guten Willens habe ich Ihnen im Anhang ein motivierendes Bild angehängt, das Ihnen bestimmt gefallen wird.

Aber vielleicht haben Sie ja einen anderen Vorschlag? Ich bin schon gespannt.

MfG
Dr. Kunibald von Socken und Sinnen

Und wie geschrieben habe ich ihnen dieses Bild angehängt – im Original scharf, aber ich hab keine Lust auf Copyright-Schwierigkeiten, daher mit Blur. Aber ich denke, Ihr seht schon, worum es geht.

2022-04-18

Ich dachte, das Verbrechen schläft nie, aber scheinbar feiern Ganoven Ostern und arbeiten nicht an den Feiertagen. :-(

2022-04-24

Noch immer keine Antwort. Die haben unsere Brieffreundschaft einfach so einschlafen lassen. :-(