Leistungssteuerung für den Werkstattsauger

Posted on Mo 29 Juni 2020 in Computer & Electronics

"Wo gehobelt wird fallen Späne" sagt die alte Binsenweisheit. Oder gesägt, geschliffen oder anderweitig gewerkelt. Kurz – eine Werkstatt ist eine staubige Angelegenheit und deshalb haben die meisten Elektrowerkzeuge, die den Namen verdienen irgendwo einen Anschluss für einen Staubsauger. Nun will man nicht das heimische Exemplar von Miele verwenden, denn das wäre der Aufgabe zwar sicher eine Weile gewachsen, aber diese Strategie kann zu unerwünschten Nebenwirkungen führen, die in direktem Zusammenhang mit der besten aller Ehefrauen stehen.

Daher habe ich einen Werkstattsauger. Konkret ist es ein uralter Starmix Zyklon mit so ca 20-30l Behältervolumen und ca. 1000 Watt Wumms:

Er saugt ganz ordentlich, macht einen Höllenlärm und kann mit oder ohne Staubbeutel verwendet werden. Jedenfalls theoretisch, denn ich finde keine passenden Beutel mehr weil Starmix das Format der Adapterplatte irgendwann mal verändert hat – grrrrrr. Mein Handkreissäge findet es super, wenn er mit Vollgas schlürft und dankt es mir mit staubarmem Ergebnis. Andere Geräte, wie z.B. Schwingschleifer präferieren aber oft einen weniger rabiaten Sog.

Ich will regeln!

Edlere Werkstattsauger haben deshalb einen Drehknopf mit dem man die Saugleistung einstellen kann. Sowas wäre schön, aber eigentlich geht der alte Sauger ja noch super und die besagten Edelmodelle kosten so viel wie eine sehr gute Säge! Nee – das muss nicht sein.

Nun ist eine Leistungssteuerung für einen Elektromotor nicht soooo komplex. Die meist verwendete Schaltung nennt sich Phasenanschnittsteuerung und ist im Grunde so eine Art Pulswellenmodulation für Wechselspannung. Der Aufbau ist relativ simpel, doch noch simpler ist Amazon. Und wenn der Anbieter in China sitzt hat man kaum 9 Euro und 6 Wochen später ein solches Modul:

Operation am offenen Herzen

Das kann ja nicht so schwierig sein das in den Sauger einzubauen. Also erstmal aufmachen – das Innenleben ist von bestechender Einfachheit:

Ich habe beschlossen, dass der Regler gegenüber vom Schalter seine neue Heimat finden wird und ihm zum Schutz der Unterseite noch ein keines Stück Gummituch spendiert:

Dann alles schön neu verkabeln, damit die Leistungssteuerung hinter den Netzschalter geschaltet ist. Und damit alles sein Richtigkeit hat habe ich gleich so schöne Kabelschuhe aufgecrimpt. Sieht doch schon ganz ordentlich aus:

Unbill

Noch schnell ein Loch in den Deckel gebohrt und den Poti installiert. Das war ein mords Gewürge, weil das Kabel zum Poti nicht grade lang war, aber letztlich hat's geklappt. Deckel drauf, zuschrauben, Stecker rein, einschalten, Grumpf: NICHTS! Kein Mucks. Egal in welche Stellung ich den Poti drehe, der Sauger läuft nicht.

Das kann ja wohl nicht ernst gemeint sein! Und ich Depp hab alles schön eingebaut, ohne das Modul erstmal zu testen. Das hab ich nun davon...

Als der erste Frust verflogen und ein erstes Weißbier geleert waren habe ich mich dann ans Fehlersuchen gemacht. Erstmal mit einer Glühbirne statt Staubsauger ausprobieren – nix. Hm. Also mit dem Multimeter zu Werke gehen und mal alles durchmessen, was so geht. Und siehe da: Der Poti geht – jedenfalls ist zwischen dem linken Kontakt und dem Schleifer alles in Ordnung. Nur leider kann man das vom rechten Kontakt nicht behaupten, denn der war ohne jeden Durchgang. Und nun ratet mal, welcher Anschluss mit der Platine verbunden ist. Genau – der rechte.

Verdienter Sieg

Also Kabel auftrennen und andersrum wieder zusammenlöten. Und wo wir schon dabei sind auch gleich verlängern. Strom drauf und siehe da: Ich habe eine dimmbare Glühbirne. Also wieder rein in den Staubsauger und auch der war nun wieder bereit zu laufen und ließ sich brav regeln. Sehr gut!

Und so lang er offen ist schauen wir doch gleich mal wieviel Strom er bei voller Pulle zieht bzw. wenn man ihn stark runter regelt:

Das passt gut: \(230 V \cdot 4.37 A = 1005 W\) bei voller Leistung. Wenn man ihn maximal drosselt bleibt er ganz stehen und brummt nur indigniert.

Nun also wieder alles zusammenbauen und fertig ist das Prachtstück:

Staubflocken und Sägespäne nehmt Euch in Acht!