Wachspaste

Posted on Fr 20 August 2021 in DIY & Workshop

Ich mag Holzoberflächen. Die haben was sehr Angenehmes, sehen gut aus und fühlen sich einfach gut an – v.a. wenn sie nicht mit Lack oder Farbe versiegelt wurden. Ja – das ist manchmal sinnvoll und erwünscht – z.B. wenn das Stück draußen überleben soll, das Holz billig und hässlich war, oder eben wegen des visuellen Effekts. Aber für viele Möbel oder Gegenstände ist eine natürliche Holzoberfläche am schönsten.

Aber ein bisschen schützen muss man sie doch. Dafür verwende ich gerne gekochtes Leinöl, auch als Leinölfirnis bekannt. Und wenn man das nicht halbliterweise im Baumarkt kauft, sondern einen 5l Kanister von einer Ölmühle nimmt ist das garnicht teuer. Manche Leute schwören aber auf Wachs, oder empfehlen eine geölte und völlig durchgetrocknete Oberfläche zum Abschluss mit Wachspaste zu behandeln. Das mache ich z.B. mit dem Holzgriff an meinem chinesischen Kochmesser. Weil der ständig beim abspülen nass wird und dann mit der Zeit die Oberfläche leidet, bekommt er öfter mal einen Tropfen Leinöl und/oder eine kurze Abreibung mit einer Wachspaste ("Antikwachs"). Die hatte ich mal irgendwo gekauft und sie funktioniert zufriedenstellen, aber die riecht nicht so besonders toll.

Selber machen

Und so will ich mich heute mal daran versuchen, meine eigene Wachspaste herzustellen. Die Zutaten für 300g sind simpel:

  • 240g Leinöl, gekocht
  • 60g Bienenwachs
  • 5-10 Tropfen Orangenöl

Leinöl hab ich eh da und im großen weiten Netz fand ich Bienenwachs in Barrenform, a 30g das Stück:

Das Orangenöl ist nur für den angenehmeren Geruch und kann weggelassen werden.

Auf geht's

Als erstes müssen wir das Wachs und Leinöl abwiegen und das Ganze schmelzen und mischen. Und gegen Ende ein paar Tropfen Orangenöl dazu.

Das offizielle Rezept geht so: Wasser in einem kleinen Topf heiß machen, ein leeres Marmeladenglas mit Wachs und Öl füllen und rein ins Wasserbad. Nun ist Geduld gefragt: Nicht kochen, sondern in aller Ruhe einschmelzen und gelegentlich mal ein bisschen umrühren.

Da Geduld aber nicht meine Stärke ist, habe ich das inoffizielle Rezept verwendet das darin besteht, das Ganze in der Mikrowelle aufzuheizen, ein wenig zu rühren und wieder in die Mikrowelle. Aufpassen, dass es heiß wird, aber nicht zu heiß. Hat gut funktioniert.

Wenn alles schön flüssig und homogen ist, abkühlen lassen. Und da ist nun doch ein Wasserbad zum Einsatz gekommen: ein kaltes, denn das Abkühlen hat mir einfach zu lang gedauert!

Das Ergebnis sieht ein bisschen aus, wie Rapshonig und hat eine ganz ähnliche Konsistenz:

Wenn das so bleibt bin ich hochzufrieden. Morgen schau ich mir mal an, wie die Konsistenz sich über Nacht verändert hat.

Update: über Nacht ist es ein wenig fester geworden, aber immer noch sehr angenehm. D.h. ich werde die Paste nicht weiter verdünnen.

Varianten

Die Konsistenz der Paste kann man über das Wachs/Öl-Verhältnis steuern: Man findet Rezepte von 1:4 bis 1:8. Ich fange mal mit 1:4 an schau mir die Konsistenz nach dem Abkühlen an und wenn mir die Pampe zu fest ist, kann ich sie immer noch erneut schmelzen und mehr Öl zugeben.

Man kann auch unterschiedliches Öl verwenden: Wenn die Paste im Küchenbereich zum Einsatz kommt, wäre es vorteilhaft, wenn das Ganze lebensmittelecht wäre. Manche Leute nehmen dann Parafinöl statt Leinölfirnis – ich bleibe bei Leinölfirnis, weil meine zwar gekocht ist, aber keine Additive enthält, wie es bei vielen Sorten Firnis der Fall ist, um deren Trockung zu beschleunigen. Zuguterletzt könnte man auch Speiseöl (Leinöl) verwenden – das geht auch, trocknet aber langsamer.

Man könnte auch seine eigene Leinölfirnis herstellen, indem man normales Leinöl kocht. Allerdings dauert der Spaß eine ganze Weile und ist nicht ungefährlich, denn heißes Öl brennt auch sehr gut. Der Siedepunkt von normalem Leinöl liegt bei 350 °C und der Flammpunkt beträgt 315 °C. Mit anderen Worten: Wenn das Öl kocht, kann man es anzünden und es besteht die Möglichkeit ein schönes kleines Feuerinferno zu produzieren (vor allem wenn Ihr einen Gaskocher nehmt und eine Flamme in den Topf schlägt, aber nicht nur dann). Wer es dennoch versuchen will, möge es bitte im Freien tun und eine Löschdecke bereit halten (kein Wasser!).

Wenn das Wachs härter werden soll, dann nimmt man nur 50g Bienenwachs und fügt 10g Carnaubawachs hinzu. Das erhöht die Schutzwirkung und je mehr Carnaubawachs Ihr nehmt, desto glänzender lässt sich die Oberfläche polieren.