LED-Leuchte reparieren

Posted on So 23 Februar 2025 in Computer & Electronics

Die Umwelt ist was schönes und deswegen versuchen wir ja auch, sie zu beschützen. Z.B. indem wir alle Glühbirnen weggeschmissen und durch LED-Leuchtmittel ersetzt haben. Das spart Strom und so eine LED hält viel länger als ein Glühwendel. Leider ist das nur die halbe Wahrheit, denn mit der LED hat sich auch die Bauform "mit fest verbautem Leuchtmittel" verbreitet und so muss man im Defektfall nicht nur die LED ersetzen, sondern oft die ganze Lampe. Und so eine Lampe kostet schnell mal 50 bis mehrere hundert Euro.

Warum sterben die so schnell? Ich dachte LED laufen ewig? Tun sie eigentlich auch, aber die Lampenhersteller wollen natürlich möglichst günstig produzieren und entsprechend billig sehen die LED-Treiber dann aus. Und um die Sache schlimmer zu machen, müssen die Treiber hohe Temperaturen ertragen, weil sie in der Regel in enge Gehäuse eingebaut und/oder unter abgehängten Decken verborgen werden. Das stresst die Billigkomponenten über Gebühr und so sind es fast immer die Treiber, die sterben – nicht die LEDs. Leider hat das den gleichen Effekt: neue Lampe kaufen. Geld spart man also durch die LEDs ganz sicher nicht und ob es wirklich ökologischer ist, wenn man dauernd ganze Lampen wegwerfen muss ist auch fraglich. Da machen Reparaturen total Sinn. Leider kann man die Treibermodule nur in den seltensten Fällen als Original-Ersatzteil bekommen und ist dann auf generische Treiber unbekannter Herkunft angewiesen, wobei man gut aufpassen muss, dass sie auch wirklich zur Lampe passen. Oder besser: selber reparieren.

Heute war es mal wieder so weit: Es hat eine große Deckenleuchte erwischt. Konkret ist es eine etwa 6 Jahre alte Eglo Sarsina-C. Die leuchtet zwar noch, verhält sich beim Einschalten aber ungewöhnlich: Sie geht kurz an, dann für ca. eine Sekunde wieder aus bevor sie dann doch zu funktionieren beliebt. Ich denke, darum sollte ich mich sofort kümmern und nicht abwarten, bis die endgültig stirbt.

Obduktion

Also erstmal Lampe von der Decke holen und einen Blick hinein werfen. In der Blende finden wir den LED-Treiber:

Deckel runter und hineinschauen und das Problem springt uns förmlich an:

Die beiden Elkos (820µF, 50V, 105°C) sehen deutlich gerundet aus. Sie liegen auf der Sekundärseite und haben den Job, die Ausgangsspannung zu glätten.

Die Lampe ist ca. 6 Jahre in Betrieb und im Laufe der Zeit steigt dann der ESR (Equivalent series resistance = Serienwiderstand) der Kondensatoren, wodurch sie noch heißer laufen und schließlich die Elektrolytflüssigkeit vor sich hin köchelt und die Elkos bläht.

Also löten wir die mal aus und vermessen sie:

OK – die sind hin. Nicht nur ist die Kapazität von 820 auf 34 bzw. 22 µF gesunken, auch der ESR ist wie schon vermutet auf ca. 5-7 Ohm gestiegen. Zwar haben wir kein Datenblatt für die konkreten Elkos, aber man kann Tabellen finden, die ungefähre Richtwerte liefern. Und nach diesen Tabellen sollte ein 820 µF Elko, der für 50V ausgelegt ist einen ESR in der Größenordnung von 0.1 Ohm haben.

Reparieren

Also müssen wir neue Elkos einbauen. Gesagt, getan: neue Elkos rein, Netzteil wieder einbauen und Lampe an die Decke zurück hängen. Runter von der Leiter und Strom an. Trommelwirbel – geht wieder :-)

Nachtrag

Wer genau hingeschaut hat wird vielleicht gemerkt haben, dass meine Messung nicht nach den Regeln der Kunst ausgeführt wurde: Um den ESR von Elkos zu bestimmen, sollte man bei 100kHz messen während ich oben nur 1kHz eingestellt hatte. Für die Kapazitätsmessung hingegen wären so ca. 100Hz besser gewesen. Das verfälscht das Ergebnis. Leider habe ich die defekten Elkos schon entsorgt und kann somit keine korrigierte Messung nachliefern. Aber es besteht dennoch kein Zweifel, dass beide total im Eimer sind...