Trennen nicht alle Trafos?
Posted on Di 24 Juni 2025 in Computer & Electronics
Im letzten Post hatten wir uns mit meinem Trenntrafo befasst und überprüft, ob er sicher ist. "Aber halt mal" hat der eine oder andere da vermutlich gerufen – "sind nicht alle Trafos isoliert?". Schließlich ist ihr Job normalerweise, eine andere Spannung als am Eingang zu liefern und diese beiden Spannungen gefälligst nicht zu vermischen – trennen also!?!
Da ist natürlich was dran: zwischen der primären und der sekundären Wicklung sollte eine Isolierung sein. Nicht umsonst sieht man schon auf dem Schaltzeichen, dass die beiden Spulen separiert sind:
Die Kontakte 1 und 2 sind die Primärseite, in der Regel 230V, 3 und 4 sind die Sekundärseite, z.B. 12V. Und wie man sieht, ist da keine Verbindung zwischen den Seiten. Aber vielleicht ist das in der Realität ja anders? Also schnappen wir uns einen beliebigen Trafo aus der Bastelkiste (dieser stammt aus einem uralten Nokia Ladegerät und hat noch einen Brückengleichrichter an Bord)
... und messen mit dem Isolationstester nach. Wie beim letzten mal bei 500V:
OK – komplett isoliert. Das ist gut. Aber wieso dann der Wirbel um spezielle Trenntrafos? Liegt es an dem ungewöhnlichen Windungsverhältnis von 1:1 und dass der Trafo eben nichts tut außer trennen? Sicherlich auch, denn für alle anderen Anwendungen, als galvanische Trennung würde das ja wenig Sinn machen. Aber es hält uns auch nichts davon ab, einen Trenntrafo mit anderem Verhältnis zu bauen. Und ganz praktisch kann man auch welche kaufen, die 1:2 bzw. 2:1 haben, um z.B. USA Geräte in Europa zu reparieren. Und es gibt auch Trenntrafos mit 12V Ausgangsspannung für die Beleuchtung in Pools. Trenntrafos sind normalerweise besonders gut/doppelt isoliert, da galvanische Trennung ihr Hauptberuf ist.
Variacs
Heißt das also, dass ich mir den Trenntrafo sparen kann, wenn ich einen Stelltrafo (aka Variac) habe? Nein! Jedenfalls in der Regel nicht. Zwar gibt es Stelltrafos, die auch trennen, aber das preisgünstige Modell, dass ich habe (und Ihr bestimmt auch) bietet keine Trennung.
Aber haben wir nicht gerade gesehen, das eigentlich alle Trafos grundsätzlich trennen können? Kann ich nicht einfach die intern offenbar vorhandene Erdungsverbindung abzwicken und fertig ist der Trenn-Stelltrafo? Leider nein, denn diese Stelltrafos sind keine normalen Transformatoren, sondern sogenannte Spartransformatoren (engl. Autotransformer). Und die haben nur eine Spule, an der man dann durch einen verschiebbaren Kontakt an verschiedenen Stellen Spannung abgreifen kann, um die gewünschte Spannung zu liefern. Diese Dinger trennen prinzipbedingt nie.
Aber man kann natürlich einen Trenntrafo davor schalten oder einen regelbaren Trafo mit zwei Spulen bauen. Beides gibt es zu kaufen, aber sie sind teurer, als die normalen Variacs.
Achtung Lebensgefahr: Gerade fernöstliche Firmen kennen den Unterschied oft selber nicht und schreiben fälschlicherweise "Trenntrafo", auch wenn es keiner ist! Z.B. dieses Gerät der renomierten Marke VoOqo:
Ich vermute, dass "Vo Oqo!" der in China übliche Aufschrei bei elektrischem Schlag ist und in etwa mit "Scheiße hab ich eine gewischt gekriegt" zu übersetzen ist.
Im Zweifel also immer selber prüfen! Mein Variac trennt definitiv nicht:
Fazit
Augen auf beim Trafokauf und immer schön die Pfoten von spannungsführenden Teilen fernhalten – mit oder ohne Trenntrafo.